Ist das allgegenwärtige Feuerwerk zu Silvester einfach nur witzige Unterhaltung oder ein ernstes Problem? Die reinen Fakten sprechen eine eindeutige Sprache: das alljährliche Böllern bringt massive Konsequenzen und Gefahren mit sich. Die alljährliche Silvester-Knallerei ist eine überholte Tradition.

Überreste von Silvester in Berlin-Friedrichshain // CC Andreas Lehner/rundreisen.org
Überreste von Silvester in Berlin-Friedrichshain // CC Andreas Lehner/rundreisen.org

Tausenden Menschen wird die Zündelei jedes Jahr zum akustischen Verhängnis und sie erleiden Hörstürze, Knalltraumata oder in seltenen Fällen komplette Hörverluste. Es kommt aber auch zu schweren Verletzungen, bis hin zu Amputationen von Fingern oder sogar ganzer Hände durch Böller. Insgesamt verpulvern die Deutschen 130 Millionen Euro am Silvesterabend. Mit dem Geld könnten auch 4.000 Erzieher*innen ein Jahr lang bezahlt und damit 40.000 – 50.000 Kindern eine Kindergartenbetreuung gesichert werden. Oder im Bürgerkriegsland Südsudan könnten alle Menschen ein Jahr lang gesundheitlich versorgt werden.

Feinstaubbelastung um 1 Uhr am 01.01.2017

Die Luft wird für kurze Zeit praktisch vergiftet. An den meisten Orten ist zu Silvester die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub so hoch wie sonst im gesamten Jahr nicht. 5.000 Tonnen Feinstaub sind das insgesamt, 17% der jährlich vom Verkehr freigesetzten Menge. In geringem Maß stellt die Böllerei eine zusätzliche Belastung für das Klima dar. Jedes Jahr verschmutzen die Deutschen zu Silvester die Atmosphäre mit dem Ausstoß von verschiedenen Treibhausgasen, deren Klimawirkung rund 2.300 Tonnen Kohlenstoffdioxid entspricht.

Mit dem Geballere und Geblitze werden auch tausende Tiere verschreckt. Wer kennt nicht Haustiere, die zu Silvester verschwinden und erst nach dem Silvesterabend wiederkommen oder sich ganze Zeit sich völlig verstört in der Wohnung verkriechen. Aber auch Wildtiere werden beeinflusst. Amseln fliegen normalerweise in 50 oder 100 Metern Höhe, zu Silvester flüchteten sich die Vögel in über 1000 Meter Höhe. Es besteht auch die Gefahr, dass Wildtiere in Panik geraten und auf verschiedenen Wegen zu Schaden kommen.

Abertausende Tonnen von Müll lagern sich für das sehr kurzzeitige Vergnügen an. Allein in Berlin kommen jedes Jahr mehr als 300 Tonnen Böllerabfall zusammen. In der gesamten Republik sind es geschätzt circa 10.000 Tonnen(!). Jedes Jahr entstehen Sachschäden in Millionenhöhe und etliche Unfälle und Todesfälle ergeben sich jedes Jahr.

Außerdem entstehen die Feuerwerkskörper nicht in feinen deutschen Manufakturen mit Tariflohn, Arbeitsschutzbestimmungen und Urlaubsanspruch, sondern in zwielichten Fabriken in China, Indien und anderen Staaten mit sehr freizügigen gesetzlichen Umwelt- und Arbeitsbestimmungen.

Böllern und Knallern zu Silvester ist eine gefährliche Tradition, die endlich abgeschafft gehört. Eine ferne Utopie ist das nicht, wie Australien und die Niederlande beweisen – dort ist privates Feuerwerk größtenteils verboten. Stattdessen organisieren die Städte zentrale Feuerwerke. In immer mehr deutschen Städten folgt man diesem Beispiel – weiter so.