Während die Welt hofft, dass die in einer Höhle eingeschlossenen Jugendlichen in Thailand dem Ertrinkungstod entkommen, erleiden auf den Meeren dieser Welt fast jeden Tag Menschen dieses Schicksal – ohne große Anteilnahme. Dabei sollte es egal sein, wer gerade am Ertrinken ist, unser Mitgefühl sollte für alle Menschen in Not gelten.

„Das Höhlen-Drama von Thailand“, „Der erste Junge draußen – WEITER SO!“, „Erfahren Sie alles live vor Ort!“ – so und so ähnlich berichten Boulevardmedien seit Tagen über die Tragödie in Thailand. In den Kommentarspalten der Tageszeitungen wird der Anteil der Menschen am Schicksal der Jugendlichen beschworen, Glückwünsche und Hoffnungsbotschaften ausgesendet. Stars und Sternchen schicken aufmunternde Worte und sogar der Weltfußballverband verspricht den  Eingeschlossenen Tickets für das WM-Finale. Die ganze Welt hofft, dass die Jugendlichen dem nicht ertrinken müssen – auch ich.

Nur, im Mittelmeer und anderen Teilen der Welt drohen jeden Tag Menschen zu ertrinken. Allein dieses Jahr ist das in mindestens 1500 Fällen auch passiert. Darunter befinden sich viele Kinder und Jugendliche, viele spielen bestimmt auch in ihrem Hobby Fußball. So gesehen befindet sich jeden Tag eine Fußballmannschaft in der Gefahr zu ertrinken. Dieses grausame Schicksal interessiert die Welt allerdings weit weniger. Im Gegenteil: Die notleidenden Menschen werden diskreditiert und beleidigt, ihre Notlage wird ignoriert. Retter, die sie vor dem Ertrinken bewahren wollen, werden als „Schlepper“ kriminalisiert. Die Rettungstaucher in Thailand dagegen gelten als Helden.

Ertrinken ist nicht gleich ertrinken, Menschenleben nicht gleich Menschenleben. Nur wenn es politisch passt, hast du Chance gerettet zu werden. Passt deine Rettung aber nicht in eine politische Agenda, wird dein Tod in Kauf genommen oder sogar forciert. Immer wieder führen uns Situationen auf dieser Welt diese ungerechte und menschenrechtsfeindliche Lage vor Augen. Dreißigtausend Hungertote jeden Tag, andauernde Kriege in Syrien oder Yemen, grassierende Armut und viele weitere. Die Situation in Thailand ist nur die aktuellste. Natürlich hoffe auch ich, dass die Jugendlichen wohlbehalten aus der Höhle herauskommen. Aber meine Hoffnung endet da nicht, sondern erstreckt sich auch auf alle anderen Menschen in Notsituationen. Denn Mitgefühl sollte keine politische Agenda und nicht zwischen Menschen unterscheiden.